Über die letzten Jahrzehnte haben wir alles gegeben, ein möglichst bequemes Leben zu kreieren. Wir haben unser Leben so aufgebaut, dass wir Stress und Diskomfort um alles in der Welt abmildern wollen. Wir kommen über Straßen in bequemen und warmen Autos schnell von A nach B, schlafen auf den flauschigsten Matratzen und mögen es gerne warm in unserem Zuhause. Bequem ist komfortabel und komfortable ist oft unser ultimatives Ziel.
Es ist, als ob wir unser Leben abseits von Stress optimieren würden. Doch Stress ist entscheidend für die natürlichen hormonellen und physiologischen Reaktionen, die uns zu gesunden Menschen machen. Wir vermeiden häufig den eigentlich förderlichen Stress durch (unnötigen) Komfort.
Und für den vermeintlichen Komfort zahlen wir einen hohen Preis: Wir werden träge in den Bereichen, die eigentlich wichtig für unsere Konstitution sind und sind gestresst in Bereichen, die uns langfristig nicht besonders guttun. Uns fällt es schwer, Fahrrad zu fahren, wenn es regnet, Sport zu treiben, wenn wir uns ein bisschen müde fühlen und jemanden anzurufen, wenn wir doch lieber alleine auf dem Sofa Netflix schauen können.
Ich nenne es zusammengefasst die Komfortkrise.
Nur wenige von uns sind in der Lage, sich aus der Komfortzone herauszuwagen und sich (ein bisschen) unwohl zu fühlen. Unsere menschliche Biologie leidet darunter. Dieses Konzept ist wissenschaftlich untermauert. Wenn wir dem Körper förderlichen Stress zufügen, fördert das eine gewisse Antifragilität. Ein Teil dessen, was verloren gegangen ist, ist also der nützliche Stress.
Unsere Stressoren heute kommen nicht von körperlichem Stress, sondern von der Arbeit und chronischem Konsum. Und dem Festhalten von toxischen Beziehungen, Arbeitsverhältnissen und dem Streben nach ultimativem Komfort. Nicht alles davon ist abbaubar. ABER, wir müssen Resilienz aufbauen. Wenn wir unseren Körpern „guten Stress“ aussetzen, wird er uns aufrechterhalten.
Was können wir tun?
Wir müssen bei all dem Komfort, den wir natürlicherweise anziehen und halten wollen (siehe hedonistischer Frame) wieder lernen, aktiv in den Diskomfort zu gehen (und dabei unsere Grenzen bewusst kennenlernen!). Hier ist unsere größte Wachstumschance. Über Brokkoli essen und Fahrrad im Regen zu fahren können wir lernen, wieder förderlichen Stress in unser Leben einzuladen und nicht-förderlichen Stress loszulassen! Das Leben bietet jeden Tag etliche Möglichkeiten. Wichtig ist unser Bewusstsein, warum Diskomfort wichtig ist.
Ich dusche seit einigen Jahren morgens die letzten 10 Sekunden kalt. Ich spüre jedes Mal eine gewaltige Wut aufsteigen und könnte brüllen. Es fällt mir schwer - ABER ich fühle mich den ganzen Tag besser und erfrischter. Ich investiere diese 10 Sekunden (die ich seit einiger Zeit versuche zu steigern), um Diskomfort zu üben. 10 Sekunden jeden Tag. Einfach und effektiv.
Egal, ob es das routinierte Duschen oder kleine Alltagsentscheidungen sind - es sind Investments in uns selbst. Es hilft auch die Methode von James Clear, sich Dinge vorzunehmen, die weniger als zwei Minuten dauern. Dies kann zum Beispiel sein, eine Seite zu lesen, statt sich direkt ein ganzes Buch vorzunehmen. Was auch immer auf Widerstände in dir stößt, probiere es aus und breche es in kleine Zwei-Minuten-Krümel herunter. Es kann erstaunlich sein, wie dieser Diskomfort dich auch in anderen Bereichen wieder mutiger werden lässt.
Wenn wir uns selbst transformieren und wachsen wollen, ist Diskomfort eine notwendige Variable.
In diesem Sinne: Viel Sonne im Herzen ☀️,
Deine Elena
P.S.: Mich haben einige Kommentare und Nachrichten erreicht und ich habe mich über jede Einzelne sehr gefreut. Feedback ist ein Geschenk. Dafür möchte ich mich bei euch herzlich bedanken. Let’s grow together! 💛
Links der Woche
💪🏽 Kennt ihr eigentlich schon meine Angebote? Gerade habe ich noch 2 Plätze für 1:1 Coachings offen. Zudem biete ich auf Anfrage Workshops, Vorträge und Beratungen zu den Themen New Work, Digitale Transformation, Leadership und Diversität an. Spannend für dich oder jemanden, den du kennst? Don’t be shy, say hi!
🔎 Im Produktivitätscoaching mit Dr. Christian Poensgen lerne ich gerade meine Zeit effektiver zu nutzen und im wahrsten Sinne, nach meinen Werten entsprechend, wie Christian es nennt, ULTRAPRODUCTIVE zu werden. Für mich absolute life-changing Erkenntnisse. Viele Tipps findet ihr in seinem Newsletter auf Substack und auch seinem bald erscheinenden Buch. Wer die intensive Variante möchte, kann gerne, wie ich, ein Coaching bei ihm buchen. Er hat gerade wieder neue Plätze geöffnet. 😉
🧠 Max Lugavere ist einer der führenden Experten auf dem Gebiet des Gehirns und wie wir das Beste aus ihm herausholen können. Der Bestsellerautor der New York Times und des Wall Street Journal hat mit seinen Büchern "Genius Foods", "Genius Life" und "Genius Kitchen" eine neue Sichtweise darauf eröffnet, wie das, was wir essen, die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns beeinflusst. Was nur wenige über Max wissen, ist, dass seine Bestseller aus tiefster Motivation heraus entstanden sind, als er mit ansehen musste, wie seine Mutter an Demenz erkrankte. Seit diesem schrecklichen Tag gibt es für ihn nur ein Ziel: Was können die Menschen tun, um ihr Gehirn und ihre geistige Leistungsfähigkeit zu schützen und zu fördern? Im Podcast „Diary of a CEO“ mit Steven Bartlett erzählt Max von seinen wertvollsten Erkenntnissen und seiner persönlichen Geschichte.
Liebe Elena, es ist eine Freude Deine Beiträge zu lesen :-) In all dem Informationsgewusel bringen sie mich für ein paar Minuten in eine andere Sphäre. Dein '10 Sekunden-Kalt-Duschen' hat mich SOFORT in das Gefühl gebracht, welches ich dabei habe. Ich könnte auch schreien, verspüre aber eine unbändige Kraft dabei. Das Kribbeln erzeugt sooooo viel Energie, dass ich meine, nichts kann mich aufhalten ;-) Danke für den Reminder :-) Ganz liebe Grüsse Evelyn